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Bericht zum Salongespräch „Brustkrebs – Selbstbild – Sexualität“ am 11.10.2017 im FPZ Berlin – BALANCE e.V.

09.11.2017
Das Familienplanungszentrum BALANCE hat am 11. Oktober 2017 wieder zu einem Salongespräch aufgerufen: ein – sehr oft – tabuisiertes Thema „Brustkrebs und Sexualität“ brachte mehrere Interessierte und unterschiedlich Betroffene sowie großartige Referentinnen* zusammen.
Diese gaben achtsam und mitnehmend kurze Inputs aus ihrer Beratungs-Praxis bzw. Betroffenen-Perspektive: eine authentische Mischung, welche ein vertrauensvoller Raum sich schnell aufbauen ließ.

Die Diagnose Brustkrebs bedeutet für die meisten betroffenen Frauen einen tiefen Einschnitt ins Leben, der als absolute Krisensituation erlebt wird. „Das Vertrauen in den Körper und in das Leben ist erschüttert“, so Bettina Koch (Psychoonkologin im Vivantes Brustzentrum). Die Partner_innen sind ebenso stark betroffen, beide empfinden reale Ängste und Ohnmacht. Eli Unterbusch (Heilpraktikerin Praxis Moabit) gab die Beschreibung vieler Klientinnen wieder: „eigentlich muss ich mich um meinen Partner kümmern“ und „eigentlich sind wir relativ stumm miteinander“. Durch die Erkrankung kommt es häufig zu neuen Rollenaufteilungen innerhalb der Beziehung. Diese Prozesse finden oft viel zu schnell statt und können auch zu Konflikte führen.
Das Selbstbild der Frau ist beeinträchtig: Chemotherapie und antihormonelle Therapien werden als „Angriff“ erlebt, da sie mit Haarausfall, körperlichen Veränderungen und Körpererleben verbunden sind, so Lea Zander (Psychoonkologin im Vivantes Brustzentrum). Die Brust – als Sinnbild von Weiblichkeit und Sexualität – erhält im Verlauf der Erkrankung eine völlig neue Bedeutung und wird nach einer OP als nicht schön empfunden. Frauen erleben einen Verlust, der Trauerarbeit erforderlich macht. So berichten Frauen auch von Schamgefühlen, was auch Auswirkungen auf bestehende Partnerschaften haben kann.

Auch nach abgeschlossener Therapie bleibt häufig die Angst, wieder zu erkranken. Die Frau ist zwar körperlich „gesund“, gilt als „geheilt“. Aber die seelischen Erfahrungen bleiben, ähnlich wie bei einem psychischen Trauma. So braucht die Psyche wesentlich mehr Zeit, um zu heilen. Eli Unterbusch beschreibt, dass Erotik und Lustempfinden während der Erkrankung häufig verloren gehen und wieder neu entdeckt werden müssen, um neue Begegnungen mit dem eigenen Körper zu ermöglichen.

Verena Kopin, 25 Jahre alt, ist selbst an Brustkrebs erkrankt und berichtete über ihre Erfahrungen von Diagnose und Therapie. Sie beschreibt die Erkrankung als einen „Prozess der intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst“. Die Unterstützung von Familie und Freunden war in der gesamten Zeit für sie von besonderer Bedeutung, genauso wie neue Begegnungen aufgrund der veränderten Lebenssituation. Diese geben völlig neue Impulse im Leben.

Forderungen aus dem intensiven Austausch mit dem Publikum sind eine ausführliche Aufklärung darüber, welche Auswirkungen Chemotherapie, antihormonelle Therapie, Brust-OPs auf Selbstbild und sexuelles Erleben haben können. Auch ist eine offene Gesprächsrunde mit Frauen, die eigene Erfahrungen mit der Erkrankung und Behandlung gemacht haben, sehr wichtig sowie die Perspektive der Angehörigen/ Partner_innen. Kritik an der Schulmedizin wurde auch geäußert. Denn Therapien sind auf körperliche Aspekte ausgerichtet, seelische Aspekte werden aber vernachlässigt.

Fragen der Presse beantwortet Diana Craciun, Presse- und Öffentlichkeitsbeauftragte des Familienplanungszentrum – BALANCE, Tel: 030/236 236 841 oder Email craciun@fpz-berlin.de
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Das Familienplanungszentrum BALANCE wurde 1992 gegründet und engagiert sich seitdem in der Prävention und Gesundheitsversorgung für unterschiedliche Zielgruppen in Berlin. Die Arbeitsweise von BALANCE ist interdisziplinär nach dem Motto „Alles unter einem Dach“ angelegt. BALANCE bietet medizinische Versorgung
und Beratung zu Themen wie Schwangerschaft, Verhütung, Familienplanung, Partnerschaft und Sexualität an. Darüber hinaus offeriert BALANCE psychologische Beratungen, sexualpädagogische Angebote für Kinder (mit Behinderung), Jugendliche und Erwachsene sowie für Multiplikator_innen verschiedener Berufsgruppen. Schwerpunkte der fachlichen Arbeit sind Themen wie sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung, Jungfräulichkeit, Weibliche Genitalverstümmelung-_beschneidung (FGM_FGC), Frauenrechte und andere. Dazu bietet das Familienplanungszentrum BALANCE mehrmals im Jahr themenspezifische Salongespräche und Fortbildungsveranstaltungen an. Aktuelle (Jahres-)Übersichten finden Sie auf der Internetseite unter www.fpz-berlin.de