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Der Paritätische zum Bildungsprogramm für Kitas

03.07.2025
Vor der geplanten Aktualisierung des Berliner Bildungsprogramms (BBP) für Kitas und die Kindertagespflege hat der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin mit Mitgliedsorganisationen eine Stellungnahme erarbeitet. Diese zeigt: Sexualpädagogik und Inklusion bleiben fachlich und strukturell hinter dem zurück, was in der Praxis längst Alltag ist.
Die Stellungnahme zum Download
"Die fehlende Auseinandersetzung mit Sexualpädagogik im aktuellen BBP-Entwurf lässt einen zentralen Entwicklungsbereich unberührt. Insbesondere unter der Prämisse des Kinderschutzes und in Anbetracht der gesetzlichen und fachlichen Anforderungen ergibt sich eine klare Verpflichtung zur Thematisierung [...]", heißt es in der Stellungnahme. 

Zudem sei Folgendes problematisch:

Mehrsprachigkeit wird trotz der sprachlichen Vielfalt in Berlin lediglich als förderbedürftiger Sonderfall behandelt. Die konsequente Ausrichtung auf Deutsch als Bildungssprache steht im Widerspruch zur Sprachbildungspraxis in Berliner Kitas.

Kulturelle Vielfalt und soziale Ungleichheit wird unzureichend adressiert und dabei überwiegend defizitfokussiert oder als zu bewältigende Herausforderung beschrieben – nicht als strukturelle Grundlage pädagogischen Handelns.

Geschlechtliche Vielfalt und Diversität wird im neuen BBP-Entwurf nicht berücksichtigt. Im Vergleich zum BBP 2014 fehlt mindestens die Anerkennung vielfältiger geschlechtlicher
Identitäten. Ein inklusives Bildungsprogramm muss jedoch alle Kinder sichtbar machen und Fachkräften Orientierung bieten.

Familiäre Vielfalt wird im neuen BBP-Entwurf nur punktuell benannt und nicht konsequent abgebildet. Ein zeitgemäßes Bildungsprogramm muss alle Familienkulturen anerkennen und wertschätzend einbeziehen.

Vorurteilsbewusste Bildung wird im neuen BBP-Entwurf genannt, bleibt aber inhaltlich und strukturell schwach verankert. Das BBP von 2014 benennt die Vorurteilsbewusste Bildung klar als pädagogischen Ansatz zur Anerkennung von Vielfalt und zur Stärkung kindlicher Identität. Ein zukunftsfähiges Bildungsprogramm muss diesen Ansatz deutlich ausbauen und verbindlich machen.

Der überarbeitete Entwurf des BBP zeigt laut dem Paritätischen Verband positive Entwicklungen. Gleichzeitig bleibt er aber insbesondere durch die Nichtbeachtung von Vielfalt, sexualpädagogischer Verantwortung und die inkonsistente Behandlung von Inklusion hinter dem Stand der Zeit und der pädagogischen Praxis zurück, heißt es weiter. Für eine angemessene Aktualisierung brauche es unbedingt einen wissenschaftlich begleiteten Prozess. Der Paritätische stehe bereit, den Überarbeitungsprozess weiter konstruktiv zu begleiten, damit auch das aktualisierte Bildungsprogramm ein klares Signal sendet: für Vielfalt und für Teilhabe in einem weltoffenen Berlin!