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Ergänzende Information

Glossar zum Offenen Brief

  • Rassifizierung
Wenn Menschen etwa aufgrund ihrer Hautfarbe, Sprache oder der religiösen Zugehörigkeit soziale Bedeutungen, Eigenschaften oder Rollen zugeschrieben werden, spricht man von Rassifizierung. Menschen werden dadurch kategorisiert, homogenisiert und hierarchisiert - dies kann zu Diskriminierung oder Bevorzugung führen. Rassifizierung passiert oft unbewusst und ist tief in gesellschaftlichen Strukturen verankert.
(nach: https://rise-jugendkultur.de/glossar/rassifizierung/)
  • Neurodivergenz
Neurodiversität beschreibt die Bandbreite der natürlichen Vielfalt in der menschlichen Gehirnentwicklung. Dazu gehören jegliche neurologischen Unterschiede und Divergenzen. Neurodivergenz bezieht sich auf Menschen, deren neurokognitive Funktionen, wie Aufmerksamkeit und Erinnerung, von der vorherrschenden gesellschaftlichen Norm abweichen. Die Neurodiversitätsbewegung fordert ein Umdenken, weg vom medizinischen Modell des Krankheits- und Defizitdenkens.
(nach: https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/psychische-gesundheit/neurodiversitaet-1300456)
  • Intersektionalität
Intersektionalität beschreibt den Umstand, dass Merkmale wie Geschlecht, ethnische Herkunft, Klasse, Behinderung, Religion oder sexuelle Orientierung zusammenwirken – und dass sich aus diesem Zusammenspiel mehrfache Privilegierung oder Diskriminierung ergeben kann. Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte, Angehörige der LGBTQ+-Community oder Menschen mit Behinderungen sind besonders häufig von mehrfacher Diskriminierung betroffen.
(nach: https://www.bosch-stiftung.de/de/storys/intersektionalitaet)

Für eine diskriminierungssensible Gesundheitsversorgung

02.07.2025
Für eine diskriminierungssensible, zugängliche und respektvolle Gesundheitsversorgung für alle: Das Familienplanungszentrum Berlin e.V. - BALANCE hat den offenen Brief von Queermed Deutschland unterschrieben. 
Das ist der Offene Brief von Queermed Deutschland im Wortlaut (unterstrichene Begriffe werden im Glossar erläutert):

Offener Brief: Für eine Gesundheitsversorgung, die gut tut

An alle, die in der Gesundheitsversorgung arbeiten – Ärzt*innen, Therapeut*innen, Pflegekräfte, Verwaltungsmitarbeitende, medizinische Fachangestellte und Entscheidungsträger*innen,

wir wenden uns mit einem Anliegen an Sie, das nicht neu ist – aber dringend: Menschen erleben in deutschen Praxen und Kliniken noch immer zu oft Ausgrenzung, Unverständnis, Missachtung oder gar Gewalt. Vor allem queere, rassifizierte, dicke, behinderte,  neurodivergente und andere marginalisierte Patient*innen berichten immer wieder davon, dass sie sich im medizinischen Kontext nicht sicher, gesehen oder ernst genommen fühlen.
Nicht nur Erfahrungsberichte von unseren Freund*innen, Verwandten oder Menschen auf Social Media, auch Studien wie der Afrozensus (https://afrozensus.de/), positive Stimmen 2.0 (https://www.aidshilfe.de/de/shop/positive-stimmen-20), queer und schwanger (https://www.boell.de/de/2022/02/24/queer-und-schwanger) oder der NaDiRa-Monitor der DeZIM (https://www.dezim-institut.de/institut/rassismusmonitor/) zeigen uns: Sehr viele Menschen erfahren Diskriminierung innerhalb der Gesundheitsversorgung.
Dabei wissen wir alle, wie zentral das Gefühl von Sicherheit und Respekt für Gesundheit ist. Gute Versorgung braucht Vertrauen. Sie braucht Räume, in denen Menschen nicht befürchten müssen, verurteilt, pathologisiert oder entmündigt zu werden. Räume, in denen sie mit ihren Bedürfnissen willkommen sind.
Wir fordern: eine diskriminierungssensible, respektvolle, zugängliche und selbstbestimmte Gesundheitsversorgung für alle.

Das bedeutet für uns unter anderem:
• Respekt vor Namen, Pronomen und Selbstbezeichnungen.
• Ein Zugang zu einer selbstbestimmten, bedarfsgerechten und respektvollen Gesundheitsversorgung unabhängig der eigenen finanziellen Ressourcen.
• Ein sensibler Umgang mit Körpern, ohne Beschämung, Kommentare oder Abwertung.
• Barrierearme Zugänge – physisch, sprachlich, organisatorisch.
• Zuhören statt Vorannahmen. Fragen statt bewerten. Begleiten statt kontrollieren.
• Mehr Aus- und Fortbildungen zu Diversität, Intersektionalität, sozialen Determinanten und struktureller Diskriminierung.
• Eine Haltung, die klar benennt: Niemand muss sich Diskriminierung gefallen lassen – auch nicht im Behandlungsraum
.

Wir wissen: Viele von Ihnen wollen genau das. Viele von Ihnen bemühen sich, ein sicherer Ort zu sein. Diese Erfahrungen hören wir auch – und sie tun gut. Sie machen Mut. Darum sammeln wir sie. In unserer Social-Media-Kampagne #GutGefühlt erzählen Menschen, wo sie sich das letzte Mal gut gefühlt haben in einer Praxis oder Klinik. Als Erinnerung daran, wie viel Kraft in einem einzigen Satz liegen kann. Als Einladung, genauer hinzuschauen: Was hat diesen Moment möglich gemacht?
Wir rufen Sie auf: Werden Sie Teil dieser Bewegung. Seien Sie der Unterschied. Reflektieren Sie Ihre Praxis. Lernen Sie weiter. Und hören Sie den Menschen zu, die Ihnen von ihren Bedürfnissen erzählen.

Wie Sie eine Veränderung machen können:
• Unterzeichnen Sie als Organisation oder Akteur*in den offenen Brief.
• Reichen Sie den offenen Brief an Ihre zuständige Kammer / zuständige Behörde weiter.
• Bilden Sie sich weiter, in dem Sie beispielsweise den kostenlosen Leitfaden zum sensibilisierten Umgang mit Patient*innen runterladen. Dort finden Sie weitere Hinweise und Empfehlungen für Weiterbildungsangebote.
• Unterstütze Queermed oder andere zivilgesellschaftliche Organisationen in ihrer Arbeit.
Gesundheit ist ein Menschenrecht. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass es nicht länger vom Glück der richtigen Arztpraxis abhängt.

Mit solidarischen Grüßen,
Samson Grzybek, Gründer*in und Geschäftsführung von Queermed Deutschland gUG

Queermed Deutschland

Zunächst als Projekt privat aufgebaut, wurde Queermed Deutschland Ende 2022 als gemeinnützige UG gegründet. Queermed setzt sich gegen Diskriminierung im Gesundheitswesen ein. Es gibt ein Verzeichnis für queerfreundliche und sensibilisierte Ärzt*innen, Therapeut*innen und Praxen. Außerdem bietet Queermed Bildungsarbeit für medizinisches Fachpersonal und für Patient*innen an.
Weitere Infos: https://www.queermed-deutschland.de