Das große Thema in der anschließenden offenen Runde war: Wie kann als belastend eingeschätzte Scham bei Kindern und Jugendlichen abgebaut werden, wie kann aber auch die schützende Funktion der Scham ausreichend Berücksichtigung finden? Aussagen wie „Dafür musst du dich doch nicht schämen!“ wurden kritisch bewertet, unter anderem da diese zu weiterer Scham (sekundärer Scham) führen könnten – „Ich schäme mich dafür, dass ich mich schäme." Als erster Schritt sei die wertfreie Anerkennung von Scham wichtig. Insbesondere als Autoritätsperson sei es wichtig anzusprechen, dass es okay ist, Scham zu empfinden. Die Verantwortung der Pädagog_innen, einen klar strukturierten Rahmen zu setzen (transparente Abläufe und Regeln) und eine Gruppenatmosphäre zu schaffen, in der die Schamgrenzen Einzelner geachtet werden, aber Scham auch abgebaut werden kann, wurde betont. Dies könne beispielsweise geschehen, indem offen angesprochen wird, dass es erlaubt ist zu lachen, wenn etwas peinlich, lustig, irritierend, schamhaft ist und dass immer wieder betont wird, dass die Angebote und das Mitmachen auf Freiwilligkeit beruhen – Grundsätze die in der sexualpädagogischen Praxis seit langem zum Standard gehören, aber selten in Bezug auf Schamaffekte theoretisch diskutiert werden.
Insgesamt gaben die Referent_innen an diesem Abend viele wichtige Anregungen für eine schambewusste Sexualerziehung. Der starke Bedarf nach fachlichem Austausch zeigte sich deutlich. Insofern ergibt sich hoffentlich noch öfter die Gelegenheit, diesen spannenden und wichtigen Fragen nachzugehen.