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Salongespräch zu aktuellen gesellschaftspolitischen, ideologischen und medizinischen Aspekten eines Schwangerschaftsabbruchs

22.11.2018
Das Familienplanungszentrum BALANCE hatte am 22.11.2018 zum Salongespräch unter dem Titel „Schwangerschaftsabbruch im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs und im praktischen Arbeitsalltag des Familienplanungszentrum“ eingeladen.
Eike Sanders, Mitarbeiterin des Antifaschistischen Pressearchives und Bildungszentrum Berlin apabiz e.V., begann mit ihrem Vortrag über reaktionäre, christlich-fundamentale Strömungen in der Gesellschaft. In ihrem Impulsreferat „Kulturkampf und Gewissen: Ideologie und Organisationsstruktur der „Lebensschutz“-Bewegung“ gab sie einen Einblick in ihre Arbeit. Dabei hat sie u.a. geschildert, wie die Bewegung ideologisch verortet ist, welche Methoden sie zurzeit einsetzt und welche Akteure im ihrem Zentrum stehen. Die Bewegung macht sich längst nicht mehr nur beim sogenannten „Marsch für das Leben“ sichtbar. Sie agiert politisch, indem sie ihr europäisches Netzwerk ausbaut und gesellschaftlich durch Aktionen wie etwa aggressive Gehsteigberatungen. Insgesamt bekommt die Bewegung Unterstützung vom konservativen Aufschwung der AfD.
Im Anschluss berichtete Stefan Nachtwey, Geschäftsführer des Familienplanungszentrums BALANCE, zur aktuellen Debatte um den Paragraphen 219a StGB. Dabei stellte er einerseits dar, wie die politischen Chancen einer gesetzlichen Neuerung auf der Bundesebene bezüglich §219a sind. Dabei ging er auch auf den Stand der Gerichtsverfahren gegen Ärzt_innen ein, die wegen des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche angeklagt worden sind.

Sinje Paulo, Krankenschwester im FPZ BALANCE, ging schließlich auf die Methoden und Möglichkeiten eines Schwangerschaftsabbruchs anhand der Praxis im Familienplanungszentrums ein. Sie berichtete, wie ein Schwangerschaftsabbruch von der Beratung bis zur Durchführung abläuft, welche medizinischen Optionen zur Wahl stehen und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit ein Abbruch durchgeführt werden kann.

Insgesamt wurde beim Salongespräch deutlich, dass sich die Versorgungssituation, insbesondere in ländlichen Gebieten, verschärft hat. Dies ist einerseits die Folge daraus, dass zunehmend politisch aktive Ärzt_innen in den Ruhestand gehen. Die Anzeigen und Verurteilungen von Mediziner_innen nach §219a verschärfen das Nachwuchsproblem. Die Referent*innen plädierten daher für die komplette Streichung des Paragraphen 219a. Es wurde erneut hervorgehoben, dass das politische Bewusstsein im Gesundheitsbereich als auch in der Gesellschaft beim Thema Schwangerschaftsabbruch gefördert werden und der „Lebensschutz“-Bewegung etwas entgegengesetzt werden muss.