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Ein kleiner Schritt vor und eine riesen Rolle zurück

Die Abschaffung des Paragrafen 219a
Der Beitrag des RBB über die Arbeit des Familienplanungszentrums BALANCE sowie Dr. Christiane Tennhardts Jahrzehnte langen Bemühungen, Frauen einen wertfreien und niedrigschwelligen Zugang zum Abbruch zu ermöglichen, trifft auf eine Zeit, in der Deutschland einen kleinen Schritt nach vorne wagt und die USA eine Riesenrolle rückwärts machen.
Der Paragraf 219a StGB ist seit Freitag, den 24. Juni 2022, abgeschafft. Ärzt*innen dürfen von nun an über die Möglichkeiten zum Abbruch einer Schwangerschaft informieren: Nicht mehr nur, dass sie einen Abbruch durchführen, sondern auch, wie dieser abläuft und welche unterschiedlichen Methoden dazu zur Verfügung stehen - ohne dass sie eine strafrechtliche Verfolgung befürchten müssen. Nie ging es darum, zu werben! Dass die Fraktionen der CDU/CSU und der AFD dagegen stimmten, war zu erwarten und auch wenn sie damit keinen Erfolg hatten, ist weltweit eine starke konservativ-rechte sowie christlich fundamentalistische Bewegung zu beobachten, die zur Unterdrückung der größten marginalisierten Gruppe weltweit beiträgt: Frauen!

Hier geht es zum Beitrag

Pressemitteilung der Pro familia zur Streichung des §219a

Pro familia bringt die Errungenschaften und den noch anstehenden Kampf der Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in ihrer Pressemitteilung auf den Punkt. 

In welcher Welt wollen wir leben?

Am gleichen Tag wurde in den USA das allgemeine Recht auf den Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch im Supreme Court gekippt. Damit wird es in zahlreichen Bundesstaaten keinen Zugang mehr zu einem sicheren und legalen Abbruch geben. Jede Einschränkung und jedes Verbot eines Schwangerschaftsabbruches manifestieren eine Ungleichbehandlung zwischen Menschen, die schwanger werden können und jenen, die es nicht können. Wenn nicht alle Menschen, ob mit Uterus oder ohne, über ihren Körper selbst entscheiden dürfen, wenn ungewollt schwangere Menschen dazu gezwungen werden, eine Schwangerschaft auszutragen, werden patriarchale Strukturen, Sexismus und eine geschlechtliche Ungerechtigkeit aufrechterhalten und sogar verstärkt.
Schwangerschaftsabbrüche ermöglichen eine selbstbestimmte Familienplanung. Wir als Familienplanungszentrum BALANCE sind entsetzt – über die Entwicklungen in den USA und einen gesellschaftlichen Rechtsruck. Wir sind der festen Überzeugung, dass niemand gezwungen werden sollte, eine Schwangerschaft auszutragen. Ein wertfreier, sicherer und niedrigschwelliger Zugang zur Beendigung einer ungewollten Schwangerschaft ist die Voraussetzung dafür, dass alle Menschen einen Zugang zu einem selbstbestimmten Leben haben: Nicht jede Person, die schwanger werden kann, möchte automatisch auch Eltern werden! Menschen, die einen Abbruch durchführen lassen, treffen eine selbstbestimmte Entscheidung und haben Anspruch auf einen sicheren Ort, einen sicheren Eingriff und wertschätzende Menschen, die sie, ohne Schuldgefühle zu vermitteln, begleiten und ihre Entscheidung respektieren. Und ebenso muss das medizinische Personal, welches die Frauen betreut, frei von Zuschreibungen und Kriminalisierung agieren dürfen.
Internationale antifeministische Akteur*innen stellen kein Randphänomen dar, sie sind vernetzt und wollen Gender als Konzept zunichtemachen, verhindern, dass Kinder und Jugendliche aufgeklärt werden, dass Menschen einen kostenfreien Zugang zu Verhütungsmitteln haben, dass reproduktive Rechte keinen Platz haben und ebenso, dass die Rechte der LGBTQI* - Communitys keine Beachtung finden.
Wir fordern zusammen mit dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung und vielen weiteren Aktivist*innen: Schwangerschaftsabbruch: Unser Recht, unsere Entscheidung! Hier und weltweit!
Am 28.09.2022 gehen wir auf die Straße zum Safe Abortion Day! Seid dabei.

Hier findet ihr alle Infos: 
Neben einer weltweiten Sprachlosigkeit und einem weltweiten Entsetzen melden sich immer mehr Menschen in sozialen Medien zu Wort, die die aktuellen Entwicklungen auf den Punkt bringen, bereit sind, weiterzukämpfen und nicht resignieren. Wir müssen uns vernetzen und für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung eintreten – in Deutschland und weltweit.
Barack Obama: „Today, Supreme Court not only reversed nearly 50 years of precedent, it relegated the most intensely personal decision someone can make to the whims of politicians and ideologues – attacking the essential freedom of millions of americans.“ 
Alicia Keys: „Fucking bullshit!! This decision is about more than abortion, it´s about who has power over you, who has authority to make decisions for you, and who is going to control how your future turns out.“
Wir danken allen Ärzt*innen, die trotz des Paragrafen 219a Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt haben und diese wichtige Rolle im Gesundheitswesen übernommen haben.